Die heutige Mama, die an der Blogserie „Mama Start-Up“ teilnimmt, ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Mutterschaft neue Arbeitsmöglichkeiten schaffen kann.

Dank ihrer Tochter hat Vanessa neue Eigenschaften entdeckt, die für sie bisher versteckt waren. Wenn Ihr wissen wollt, warum Vanessa vom Versicherungswesen in die Stoffwindel- und Trageberatung wechselte, dann könnt Ihr Euch auf einen spannenden Artikel freuen.

Danke, liebe Vanessa, für das Mitmachen!

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Mein Name ist Vanessa Böck, ich bin 26 Jahre alt und wohne mit meinem Mann Andreas und meiner kleinen Tochter Sonja (16 Monate alt) am westlichen Stadtrand von München.
Seit November 2014 biete ich in München, sowie den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck Stoffwindel- und Trageberatungen an. Im Rahmen der Stoffwindelberatung gebe ich meinen Kunden Hilfestellung von der Auswahl der passenden Windeln für Tag und Nacht inkl. Zubehör, über das korrekte Waschen bis hin zu Problemlösungen für spezielle Fälle. In meinem Beratungssortiment finden sich die verschiedensten Windeln aller Systeme und diverser Hersteller zum Anschauen, Anfassen und Probewickeln. Bei einer Trageberatung unterstütze ich Eltern dabei, ihr Kind sicher, ergonomisch und bequem zu tragen. So vermittle ich diverse Bindeweisen mit dem Tragetuch und / oder helfe bei der Auswahl einer geeigneten Fertigtragehilfe. Auch hier kann ich auf ein umfangreiches Beratungssortiment zurückgreifen und meinen Kunden zum Testen anbieten.
Alle Details zu meiner Arbeit finden sich auch auf meinem Webauftritt: www.windelherz.de.

Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

Bevor meine Tochter auf der Welt war, habe ich mich sehr stark auf meine Karriere in einem völlig anderen Bereich konzentriert – Versicherungen. In Wuppertal habe ich neben meinem Studium an der Fachhochschule Köln (Versicherungswesen) eine Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen in einem großen Versicherungskonzern absolviert. Im Sommer 2009 bin ich dann nach München gezogen und habe hier bei einer Krankenkasse gearbeitet, zunächst als Sachbearbeiterin, dann ab Januar 2012 als Abteilungsleiterin. In meinem Job hatte ich täglich viel Kundenkontakt und diverse Beratungssituationen – sei es mit Versicherten, Ärzten oder Heil- und Hilfsmittelerbringern, das kommt mir für meine aktuelle Tätigkeit natürlich zugute.
Heute befinde ich mich in meinem zweiten Jahr der Elternzeit. Ganz aufgegeben habe ich meinen eigentlichen Job also nicht.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

Die Mutterschaft hat meine berufliche Situation komplett verändert. Bereits in der Schwangerschaft war für mich und meinen Mann klar, dass unsere Tochter zu Hause betreut werden sollte und nicht mit einem Jahr gleich in der Krippe. Zum Glück können wir uns das finanziell leisten. So sehr ich die Zeit mit meiner Tochter genossen habe und noch immer genieße – irgendwann war klar: Nur Mama sein, das reicht mir nicht! Auf geringer Stundenbasis in meinem alten Job zu arbeiten, kam nicht in Frage: Mein Arbeitgeber bietet kein Homeoffice an und auch meine Führungsposition ist erst ab einer gewissen Arbeitsstundenzahl möglich. Ein langer Fahrtweg ins Büro, eine trotz Teilzeit hohe Stundenanzahl und die dadurch erforderliche Fremdbetreuung meiner Tochter – nein, das kam für mich nicht in Frage. Heute arbeite ich nur am Wochenende. Beratungstermine vergebe ich so, dass sie in unseren Zeitplan als Familie passen. Während ich arbeite, kümmern sich mein Mann oder meine Schwiegereltern um Sonja. Ich weiß, sie ist in guten Händen und das lässt mich entspannt einer Tätigkeit nachgehen, die ich von Herzen liebe.

Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?

Wir haben Sonja von Anfang an getragen – zunächst im Tragetuch, dann auch in verschiedenen Fertigtragehilfen. Meine Tochter verweigerte den Kinderwagen rigoros – irgendwann haben wir in dann verkauft und ausschließlich getragen. Um eine Rückenbindeweise zu lernen, habe ich selbst eine Trageberatung in Anspruch genommen. Schnell war dann auch bei mir der Gedanke da, meine Leidenschaft für’s Tragen zum Beruf zu machen und in der Elternzeit den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Nach Ausbildung und Prüfung bei der Trageschule Hamburg ging es dann gleich los. Eine Stoffwindelberatung hätte mir am Anfang unserer Wickelzeit viel Internetrecherche, Zeit und Nerven erspart. Moderne Stoffwindeln gibt es in den verschiedensten Ausführungen für unterschiedliche Bedürfnisse. Fragt man 10 Menschen nach der perfekten Stoffwindel, erhält man garantiert 10 verschiedene Antworten. Die Informationen im Internet sind verwirrend und teils widersprüchlich. Leider gab es in München niemanden, der zum Thema Stoffwindeln berät. Hier habe ich heute meine Marktlücke gefunden: Ich bin im Großraum München derzeit die einzige Stoffwindelberaterin.

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Im Großen und Ganzen – ja! Ich würde gerne noch mehr arbeiten. Einfach, weil es mir so großen Spaß macht und die Nachfrage enorm ist. Das lässt sich vielleicht realisieren, wenn Sonja mit drei Jahren in den Kindergarten gehen wird. Für den Moment passt es für mich so, wie es ist.

Wie sieht Dein Alltag aus?

Unter der Woche bin ich 100% Mama. Spielgruppe, Spazierengehen, Besuche bei den Großeltern, Spielplatz, Bücher vorlesen, puzzlen, das ganz normale Programm mit Kleinkind. Wenn meine Tochter Abends im Bett ist, beantworte ich Terminanfragen, kümmere mich um meinem Webauftritt und schreibe Rechnungen, aber das sind lediglich um die 30 Minuten pro Tag. Am Wochenende habe ich eine bis zwei Beratungen am Tag. Die (wenige) freie Zeit an diesen Samstagen und Sonntagen gehört konsequent meiner Familie.

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbständig zu werden?

Mein Erfolgsrezept: Tu das, was du liebst! Dann hast du auch Erfolg. Nur wer 100% motiviert ist und hinter seiner Idee steht, hält durch. Fang ruhig klein an. Und: Die Elternzeit eignet sich perfekt, um das Konzept Selbstständigkeit zu testen. Mit sicherem Job im Rücken geht sich das Thema um einiges entspannter an.

Was sind Deine beruflichen Pläne?

Ich möchte weiterhin und auch langfristig Trage- und Stoffwindelberatungen anbieten. Daher bilde ich mich konsequent weiter und ruhe mich nicht auf dem bisher Erreichten aus. Bis 2016 bleibe ich mit Sonja auf jeden Fall zu Hause. Danach? Wer weiß… Ein zweites Kind ist nicht ausgeschlossen, die“Vollzeitselbstständigkeit“ auch nicht. Zu viele Gedanken mache ich mir darüber auch nicht. Es kommt, wie es kommt. Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, was ich heute beruflich mache, hätte ich schließlich auch bloß ungläubig gelacht.

Vanessa Böck
Vanessa BöckStoffwindel- und Trageberaterin